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Freitag, 30. September 2011

Nachrichtensperre

ist für mich ganz schwer zu ertragen. Gut, in diesem Fall ist das Wort "Informationsdefizit" vielleicht passender, aber das Ergebnis ist das Gleiche.

Ich will Wissen! Es irritiert mich, dieses "Über dienstliche Angelegenheiten spricht man nicht." Nie wollte ich mehr wissen, über das was er tut und was er macht, als während der Einsätze. So auch jetzt. Was machst du da? Was für Leute sind da? Was ist dein Auftrag? Jedes noch so kleine Detail. So gerne würde ich ihn ausfragen und Antworten erhalten. Dass das nicht geht, nagt ein wenig an mir und macht Gespräche manchmal schwierig. Dabei ist für mich unbestritten, dass es so sein muss.
Trotzdem finde ich diese Mischung aus Neugierde und Besorgnis unerträglich. Manchmal möchte ich am liebsten in seinen Rucksack kriechen und von dort sehen, was er macht und gleichzeitig auf ihn aufpassen. Als ob er mich dafür bräuchte...

Nicht reden darüber, was man macht - ein undenkbarer Zustand für mich. Soldatenmann muss da durch alles durch, ohne Rücksicht auf dienstliche Belange. Aber wen interessiert es auch, wenn Kollegin A mal wieder unausstehlich war und Kollegin B schei*freundlich? Oder wenn die Politik Blödsinn macht und wir das ausbaden müssen? Egal, mein Soldatenmann muss sich notgedrungen alles anhören, ob er will oder nicht. Allein dafür hätte er schon einen Orden verdient...

Nun gut, aber seine Berufung ist eine andere und nicht wirklich vergleichbar mit meinem "Dienst". Und Männer im Allgemeinen sind da  - total vorurteilsfrei - auch irgendwie anders gestrickt.

Das Mausohr-Haus wurde übrigens wieder zu seuchenfreien Zone herabgestuft. Alle wieder halbwegs fit und nun wild darauf die Spätsommer/Frühherbst-Sonne zu genießen.
Noch ganz viele Tage vor uns, aber zuversichtlich, dass wir das hinbekommen.

Donnerstag, 29. September 2011

Wieder oben

bin ich noch nicht ganz, aber meine Laune ist schon etwas besser. Unglaubliche Anpassungsleistungen. Kind ist immer noch krank, aber nach 2 wachen Nächten scheint sich der Körper an den Zustand zu gewöhnen oder aus Frust und Müdigkeit damit abzufinden. Die Viren haben mich zwar auch erwischt, aber Kranksein ist Muttis ja irgendwie nicht erlaubt. Also weiter machen.
Bis auf einen kleinen Rückfall in meinem Heulmobil, auf dem Weg zur Arztin mit Nr. 2, ging heute fast alles gut. Zudem hatte ich die letzten Tage ganz vergessen etwas von meinem Maßband abzuschneiden und so konnte ich es heute gleich 4 Zentimeter kürzer machen. Sehr schön, geht also doch voran.
Dennoch bin ich angeschlagen, was aber nicht am Einsatz liegt, sondern einfach daran, dass Nr. 2 krank ist, ich mich angesteckt habe und Nr. 1 demzufolge unter mangelnder Aufmerksamkeit leidet. Das wäre nicht anders, wenn mein Soldat hier wäre. Nur wenn man dann zufällig beim Autofahren, die Radiokanäle durchzappend, auf Tracy Chapman stößt und anschließend noch etwas Vergleichbares kommt...dann wird Soldatenmanns Auto eben zu Soldatenfraus Heulmobil.
Ich denke, das ist ziemlich normal...

Mittwoch, 28. September 2011

Ein Loch

hat sich aufgetan, schon lieg ich drin und hab meine Traurigkeit da unten wiedergefunden.

Eine Nacht nicht geschlafen, eine Nacht unser Kind versucht zu beruhigen, wenn es vor Schmerzen "Mama, Mama, Mama!" rief und schon bin ich in meiner ersten Einsatz-Ist-Doof-Will-Meinen-Mann-Zurück-Krise.
Dabei sollte es heute so schön werden. Meine erste "Belohnungsmassage" war heute geplant. Frau muss sich ja Ziele setzen und so habe ich mir an jedem Einsatzmonatsende einen Massagetermin geben lassen. Sozusagen mein kleiner Einsatzkalender, meine Belohnung fürs Tapfersein. Aber...
Ich lebe hier mit zwei kleinen Terroristen im Haus und Nr. 2 wurde pünktlich gestern krank - was immer eine mittelschwere Katastrophe fürs geregelte Familienleben ist und für den Knirps sowieso.
Heute geht es ihm schon besser, aber ich bin fertig.  Auf dem Weg zur Massage wurde das erste Mal seid dem Abschied das Auto zum Heulen missbraucht und die so schön geplante Belohnung konnte auch nicht mehr viel retten.
Es ist anstrengend, die Verantwortung allein tragen zu müssen. Es täte jetzt so verdammt gut, sich an seine Schulter zu kuscheln und einfach an Ort und Stelle einzuschlafen. Will meinen Fels zurück!

Montag, 26. September 2011

Ein Tag

von vielen. Einer der fast schnell vorbei war. Viel getan, kaum Zeit zum Grübeln. Ich habe es sogar geschafft mal "Nichts" zu denken - was für mich eigentlich eine Unmöglichkeit ist. Rasenmähen, stumpfes Rasenmähen. Vielleicht ist das für mein Hirn so etwas wie "weißes Rauschen". In einer kurzen, wachen Minute erkannte ich: "Ich denke an nichts." Bingo!
Aber in solcher Selbstvergessenheit passieren mir auch Dinge, die ich zum Wohlsein nicht wirklich brauche. Ich "vergaß", dass meine bessere Hälfte im Einsatz ist. Ich bog um die Hausecke, sah sein Auto, freute mich und erschrak, als ich mich erinnerte wo er war. Bekloppt, aber einen Augenblick muss ich über Garten, Kinder, Kegel tatsächlich alles vergessen haben. Mir wurde flau und ich ärgerte mich über mich selbst.
Nun sitze ich hier wieder, müde vom Tag und glücklich, dass er vorbei ist.
Wieder einer weniger.



Sonntag, 25. September 2011

Ein Wochenende

geschafft. Und da meinereins sich auch gerne selbstkasteit, weiß ich auch wie viele noch kommen werden...und der Gedanke daran verdirbt etwas die doch recht gute Stimmung.

Das Wochenende verging leichter, als ich vorher angenommen hatte. Eigentlich war alles wie immer. Freunde und Familie maßen sich ehrenvoll im Wettstreit mit der Familienbetreuungstelle. So kam keine Langeweile auf. Und nun ist das Ganze schon fast vorbei und ich hab es gar nicht gemerkt.

Vor einer Woche lag der Abschied noch vor uns. Der letzte Abend.

Es kommt mir heute schon so lange vor, so als wären es Wochen und nicht erst Tage. Andererseits ist alles noch so vertraut, so als würde er gleich zur Tür hereinkommen. Sachen von ihm liegen hier und da, Einkäufe, die wir zusammen gemacht haben, lege ich beim Frühstück auf dem Tisch. Seine Margarine liegt angebrochen im Kühlschrank, der Pudding, den er für die Kinder gekauft hat. Die schmutzige Wäsche, die ich immer noch nicht gewaschen habe.
Alles so wie immer und eben doch nicht.


Samstag, 24. September 2011

Gesehen II

Nun konnten auch unsere Kinder ihren Papa übers Netz sehen. Der Kleine guckte nur groß, konnte das mit dem Papa im Computer nicht so recht wechseln (besonders, als der auch noch zu reden begann...), der Große war sichtbar verblüfft und fragte immer wieder: "Kommst du bald wieder?"

Es war nicht wirklich ein Ereignis, welches sich zur Beruhigung zur Sandmännchenzeit eignete, aber es war schön und die 30 Minuten Wachzeitverlängerung wert. So konnte Papa seine beiden Jungs fast mit ins Bett bringen.

Der Kontakt hilft mir enorm, um mich mit dem Einsatz "anzufreunden". Die Tage laufen bisher recht geschmeidig dahin und die Traurigkeit, die ich vor Beginn des Einsatzes häufig empfand, ist nicht mehr so dominant. Ich habe auch nicht wirklich viel Zeit darüber nachzudenken - was sehr von Vorteil ist.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie "erwachsen" so ein Knirps in Momenten reagiert, in denen ich traurig bin und weine (hier war es das erste Abendessen ohne meinen Soldaten): "Bist du traurig, weil Papa nicht mehr da ist?" Ich nickte. "Du muss nicht traurig sein! Papa kommt doch immer wieder!" Na, denn...

Donnerstag, 22. September 2011

Gesehen

Großartig, wunderbar, unbeschreiblich...wir konnten skypen! Er kam mir so nah vor, als müsste ich mich nur ein wenig vorbeugen, um an ihm zu schnuppern...
Kann nun gut einschlafen, auch wenn ich wieder nur an seinem T-Shirt schnuppern kann.
Vielleicht reime ich mir das im Traum einfach zusammen...

Dämmern

So langsam dämmert es, dass er nicht nur auf Übung ist und nicht am Wochenende zur Tür herein kommt, aber ganz hell ist es noch nicht.

Die Tage um den Abschied herum konnte ich Musik nur schwer ertragen. Zu viel Gefühl, nehme ich an.
Nun habe ich die CD vom letzten Einsatz in seinem Auto gefunden. Ich hatte sie ihm gemacht, mit Musik, die zu meiner damaligen "Einsatzstimmung" passte und die gleichzeitig eine Art Liebesbrief an ihn war.

Ich hätte sie heute nicht hören sollen...

Sie passt aber noch immer.

traurig, melancholisch, einsam, ruhig, leise,
verliebt und zuversichtlich

Mittwoch, 21. September 2011

Papa wieder holen

Es gibt so Momente in denen der Verdrängungsmodus ganz unerwartet ausfällt. 
Wenn der Jüngste im Garten zu rennen beginnt und "Papa, Papa, Papa" ruft, weil der Nachbar mit einem (unserem sehr ähnlichen) Rasenmäher auftaucht. Durchatmen.
Wenn der Große morgens, in einer Klappkiste sitzend, Auto fahren spielt und sagt: "Ich fahr jetzt zur Bundeswehr hin und hol Papa wieder." Tief durchatmen.

Seit dem Abschied am Flughafen sitzt in jedem Flieger, den wir sehen Papa und immer wieder wird gefragt: "Wo ist Papa?"

Wird das so weitergehen? 
Oder werden die Kleinen irgendwann aufgeben zu fragen? 
Ihn nicht mehr vermissen? 
Sich damit abfinden, dass er nicht da ist? 

Ich finde gerade irgendwie alle Möglichkeiten traurig.

Aber sie werden sicher ihren Weg finden damit umzugehen...hoffe ich.

Ansonsten ist auch dieser Tag recht unspektakulär vorübergezogen. 
Zur Zeit genieße ich es - sofern der Verdrängungsmodus eingeschaltet ist - tatsächlich noch in Ruhe auf dem Sofa zu sitzen, mir das Fernsehprogramm allein auszusuchen und hier bis spät in die Nacht Unruhe verbreiten zu können.
Aber er ist ja auch erst 2 Tage weg...

Dienstag, 20. September 2011

Anschieben

Einen Tag geschafft. Er war okay, aber jetzt hier auf dem Sofa sitzend, habe ich den Wunsch ihn anzuschieben. Er soll schneller rumgehen, wie auch die restlichen Tage, die ich morgens in Form von Teebeuteln mit kochendem Wasser übergieße und abends mit der Schere vom Maßband schneide.
Über die kommenden Tage darf ich nicht wirklich nachdenken, die Anzahl erschreckt mich. Also wieder verdrängen, darin bin ich ja schon geübt...
Ansonsten funktioniert der Tag gut bis zum Abendessen.
Es hatte mich gestern überrascht, das gerade das so schwierig war. Ich fing einfach an zu weinen. Auch heute war das bisher der schlimmste Moment.
Ich kann nicht ertragen, seinen Platz frei zu lassen. Nun sitze ich dort, aber das ist fast genauso schlimm. Wir hatten die letzten Jahre das Glück, keine Wochenendehe führen zu müssen - er war abends meist hier. Eine schöne Gewohnheit.
Nun muss ich mich notgedrungen entwöhnen.

Tage zählen




Ganz egal wie man Tage zählt,
ob mit Bonbons,
Teebeuteln
oder Maßband...



am Anfang ist das irgendwie demoralisierend.

Montag, 19. September 2011

Und...


nun sitze ich hier allein. Die Kinder im Bett. Immer wieder die Frage "Wo ist Papa?" beantwortet und dabei versucht, selbst nicht daran zu denken.
Fast geschafft. Der Tag. Der Abschiedstag.

Gemeinsam durch die Nacht gefahren, am Flughafen geparkt, gewartet zwischen so vielen anderen Soldaten, die ebenfalls gehen und jemanden zurück lassen, der auf sie wartet.
Trotzdem sah ich irgendwie nur zu - es kam immer noch nicht bei mir an.
Erst die Durchsagen in der Halle holten mich in die Realität  "Es geht jetzt los. Er ist gleich weg."
Wir machten es kurz, gingen raus.
Er verabschiedete sich von den Kinder. Ich konnte kaum hinsehen, es tat weh das zu sehen.
Umarmung. Kuss. Weg.
Nicht umdrehen. Nicht hier weinen. Tief durchatmen.
Zum Auto gehen. Kinder einpacken.
Dann ging nichts mehr.

Die Fahrt tat gut. Niemand kümmert sich um eine heulende Frau im Auto. Die Kinder schliefen und ein paar hundert Kilometer reichten, um mich wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen.

Komisches Gefühl nach Hause zu kommen.
Es tut fast weh, dass alles wie immer ist, dass nicht alles anders ist, weil er nicht da ist.
Er fehlt, aber das Haus nimmt keine Notiz davon. Der Garten ist wie immer. Sein Auto steht wie immer auf dem Hof. Alles wie gestern, als er noch hier war.


Nun

ist er weg.


Sonntag, 18. September 2011

Stunden

zählen und nichts ändern können. In den Momenten, in denen ich es zulasse, tut es schon jetzt so weh, dass ich Angst vor Morgen habe. Aber ich muss ständig daran denken, das Verdrängen funktioniert nicht mehr. Die Frequenz der Pseudo-Toilettengänge hat sich gesteigert - mir kommen einfach häufig die Tränen. Quote 3:7

Nicht dran denken.

Ich habe Angst vor Morgen.
Hinfahrt als Familie.
Abschied.
Rückfahrt.
Ohne ihn.


Samstag, 17. September 2011

Wasser

Jetzt wird es wirklich schwierig. Ganz nah am Wasser gebaut. Furchtbares Gefühl im Bauch.
Was macht man, wenn der einzige Mensch, bei dem man sich gerne ausheulen möchte, derjenige ist, den man damit nicht belasten will?

Bonbonglas





Das Bonbonglas ist fertig.

Es erschreckt mich.
Furchtbar viele Bonbons, furchtbar viele Tage.


Freitag, 16. September 2011

60 Stunden

Nur  nicht schlafen, denn dann ist wieder ein Tag vorbei. Schon wieder kann und mag ich nicht einschlafen. Mein Soldat schläft schon, aber ich liege hier und will nicht. Ich möchte nicht, dass ich die verbleibende Zeit mit ihm verschlafe. Ich möchte nicht diese Stille kurz bevor ich einschlafe, wenn die Gedanken sich drehen und ich langsam wieder begreife, dass er nächste Woche nicht mehr hier neben mir liegen wird. 
Rund 60 Stunden noch. Verdammt, wie wenig Zeit das ist.
Und ich liege hier und kann die Uhr nicht anhalten.

Leises Klingeln

Wir sind zusammen, die Sonne scheint. Wenn nur dieses leise, entfernte Klingeln nicht wäre, was mich ab und zu daran erinnert, dass es nach dem Wochenende los geht. Wie ein Telefon, das man leise gestellt hat, weil es gerade stört. Man hört es, will aber eigentlich nicht ran gehen. So meldet sich heute der Einsatz. Nur ganz leise, aber hartnäckig.
Der Tag war bisher wunderschön. Vielleicht weigere ich mich deshalb an Montag zu denken. Ich will einfach nicht! Ich will, das diese schönen gemeinsamen Tage ewig weiter gehen und nicht für die nächsten Monate die letzten sind.

Donnerstag, 15. September 2011

Ganz nah

Nach dem gestrigen Abend allein mit Mann und 1,5 Stunden Körper verbiegen heute früh beim Yoga sieht sie Welt schon wieder anders aus.
Ein bißchen euphorisch über die gute Stimmung hebe ich meine Quote wieder an auf vorsichtige 8:2.

Heute wurde eingekauft. Kleinigkeiten für eine Notfallkiste für unseren Großen besorgt, um die Bundeswehrdevotionalien zu strecken, die mein Soldat bereits für diesen Zweck herausgerückt hat. Bonbons fürs Glas, um die Tage zu zählen und vielleicht noch eine Kleinigkeit, die nicht auf dem Zettel steht.

Noch 3 Tage um an meinem Lieblingssoldaten zu schnuppern, ihn zu umarmen, mich beim ihm zu verstecken, seine Stimme zu hören, seinen Atem zu spüren, ihn zu küssen und um ihm ganz nah zu sein.

Mittwoch, 14. September 2011

6:4

Meine Quote verschlechtert sich. Heute war kein wirklich schöner Tag. Das Warten auf dem Abschied macht unsere "Kuscheltage" nicht so richtig kuschelig. Es ist verdammt schwer, nicht an die bevorstehende Trennung zu denken und die Augenblicke zu genießen.
Zum Ende des Tages wurde es allerdings versöhnlicher und wir sind zum letzten Mal vor Abflug Essen gegangen. Allein, ohne Kinder. Wunderbar. Wir haben geredet, gelacht und die Zeit genossen. Ich hätte nicht gedacht, dass uns das 4 Tage und ein paar Stunden vorher noch gelingen würde.
Apropos "das letzte Mal": Es ist schon komisch, auf was ich alles achte...Heute habe ich das letzte Mal für die nächsten Monate seine Uniform gewaschen, das letzte Mal sind wir gemeinsam Einkaufen gefahren.
Ich muss meinen Kopf immer wieder daran erinnern, nicht all zu pathetisch zu sein und nicht alles so furchtbar wichtig zu nehmen. Es sind  - wenn nichts dazwischen kommt - nur ein paar Monate. Es gibt Schlimmeres!!!
Dennoch denke ich in solchen Momenten so blöde Dinge.
Die Gedanken sind frei - und irren im Moment wild umher.

Dienstag, 13. September 2011

Kindgerecht

Zwei Versuche, unserem dreijährigen den Einsatz mit Hilfe von Büchern und Heften kindgerecht zu vermitteln sind fehl geschlagen.

Versuch Nr. 1 scheiterte wegen der recht geringen Aufmerksamkeitsspanne des Knirpses. Er konnte sich auf Karl, den Bärenreporter so gar nicht einlassen, trotz leicht abgewandelter freier Erzählung meinerseits. Für Sohnemann aber zu abstrakt und total uninteressant.
Versuch Nr. 2 scheiterte dann daran, dass Mutti beim freien, altersangemessenen Umdichten von "Mein Papa ist Soldat" anfing zu heulen. Sehr kindgerecht, Frau Mausohr! Bravo!


Nun wird der Papa das in die Hand nehmen und ich werde dazu Fotos ausdrucken, um ein eigenes Bilderbuch zu gestalten. Finde ich auch viel besser.

Allerdings, das muss ich hier sagen, sind die Materialien rund um "Karl, der Bärenreporter" wirklich schön gemacht und sehr ansprechend.
Sohnemann scheint dafür zur Zeit noch nicht in Stimmung zu sein. Er ist einfach noch zu klein oder es ist einfach noch nicht sein Thema. Vielleicht, wenn der Papa weg ist und die ersten Fragen nach seinem Verbleib kommen...

Übrigens habe ich mir gerade das britische Pendant zu "Mein Papa ist Soldat" bestellt: "Daddy is a Soldier". Ich dachte, die Briten müssten sich mit so etwas auskennen. Bin gespannt und werde berichten.

Montag, 12. September 2011

Wechselhaft

Wechselhaft ist wahrscheinlich am ehesten das Adjektiv, was meinen Zustand zur Zeit beschreibt. Im Allgemeinen geht es gut, aber die Einbrüche, die Löcher kommen plötzlich und unerwartet und meist ist ein Ausweichen dann nicht möglich. Die Augen werden feucht, kurz weggucken, tief durchatmen oder eben mal aus dem Zimmer gehen. Zugegeben passiert das noch recht selten (erstaunlich eigentlich), aber doch merklich häufiger als noch letzte Woche.

Gerade haben wir gemeinsam seine Kiste ins Auto geladen. Komisches Gefühl, so als würde ich meinem  Elend auch noch Beihilfe leisten. Hat eigentlich schon mal jemand von Seiten der Bundeswehr an Einsatzmedaillen für Angehörige gedacht? Für das Mit- und Ertragen? Interessanter Gedanke...

Am schlimmsten ist es kurz vor dem Einschlafen, wenn der Lärm der Kinder und des Alltags langsam leiser wird und ich mit meinen Gedanken allein bin. Dann kommt die Angst vor der Trennung und dem Alleinsein, dann kommen die Tränen. Diese zurückzuhalten, um meinen Soldaten nicht zu sehr zu belasten, ist furchtbar und fällt zunehmend schwer. Wie ein großer Felsbrocken auf meiner Brust oder ein Korsett, viel zu eng, sodass das Atmen schwer fällt.

Dennoch liegt meine Quote weiter bei 8:2, wobei aber die oben erwähnten Löcher deutlich tiefer werden.

Sonntag, 11. September 2011

Kiste packen

Heute wurde der Einsatz noch einmal eine Spur konkreter: Die Kiste wurde gepackt. Zuerst war alles gut, wir haben gelacht, ich habe die Kinder davon abgehalten, alles wieder auszupacken (was ich auch gerne gemacht hätte) und mir das Ganze angesehen. Im Laufe des Tages merkte ich aber, wie sehr mir dieser weitere Schritt Richtung Abschied doch zugesetzt hat.
Schlechte Laune, gereizt, traurig und der erste Pseudo-Toilettengang, weil ich die Tränen nicht zurückhalten konnte.

Dabei hatte das Wochenende so gut angefangen mit einem gelungenen Tag, viel Sonne und meiner Zuversicht, dass alles dann doch nicht so schlimm kommen würde. Dieses Mal würde ich den Abschied ganz locker hinkriegen und eifrig, froh und tapfer die Tage zählen bis zum Wiedersehen. Nun gut, ganz so einfach, das wusste ich, würde es nicht werden. Es wäre so schön, wenn es so wäre...
Dennoch liegt meine Quote im Moment immer noch bei 8:2. 80 Prozent des Tages sind wirklich schön und wir genießen die Zeit als Familie. 20 Prozent sind hässlich. Ich finde, das ist ein guter Schnitt für knapp 7 Tage vor Abschied.



Freitag, 9. September 2011

Wehmütig

Das komisch, dumpfe Gefühl ist den ganzen Tag geblieben. Es sitzt mir im Nacken, trotzdem es ein wirklich schöner Tag war. Viel gelacht mit lieben Menschen. Aber wenige Momente, in denen ich nicht an den Einsatz denken musste.
Am schlimmsten sind die gemeinsamen Momente mit den Kindern. Momente mit "Mama, Papa, Kind" machen mich fast ein bißchen traurig und wehmütig. Nicht alle, aber es gibt Situationen, die mir einen richtigen Schlag versetzen.
Die Zeit rennt jetzt so furchtbar schnell. Wochenende, dann Dienst, dann wenige Tage Urlaub, Wochenende, weg.
Ich habe das Gefühl noch unglaublich viel erledigen zu müssen, ihm sagen zu müssen, es aber nicht zu schaffen bis zu seinem Abflug.

Ungemütlich

Nun wird es doch ungemütlich. Mit dumpfem Gefühl im Magen wate ich durch Watte und möchte mich eigentlich nur verkriechen. Vielleicht ist es jetzt tatsächlich bei mir angekommen, verdrängen funktioniert nicht mehr.

Termine machen beim Kindergarten: Laternelaufen, Nikolaus, Weihnachten - Allein, ohne ihn.
Eine liebe Ansage von einer Freundin: "Ich bin für dich da." - Er wird nicht hier sein, allein.

Nach zwei Tagen des Überlegens, wie die Fahrt zum Flugplatz zu organisieren sei, hat es dann wohl endgültig "klick" gemacht. Ich bring ihn hin, ich werde mit ihm warten, wir werden uns verabschieden und dann... allein.
Die Fahrt nach Hause schaffen. Wahrscheinlich allein, ohne Kinder. Besser, aber andererseits wünsche ich mir fast sie dabei zu haben, weil es mir dann besser gelingt, mich zusammen zu reißen.

Im Moment macht mir alles langsam Angst und ich wünschte, ich könnte davonlaufen. Aber ich versuche mich zusammen zu reißen, weil ich weiß, dass es niemandem hilft, wenn ich jetzt im Elend bade.
Jeden Augenblick genießen...
Nicht so einfach, im Moment.

Donnerstag, 8. September 2011

X minus 10 Tage

10 Tage sind es noch, dann ist er weg. Es kommt mir noch immer so unwirklich vor, dass ich mich jedes Mal erschrecke, wenn ich wieder damit konfrontiert werde. 
Ob das ein Trick meines Unterbewusstseins ist, damit ich nicht ständig sondern nur manchmal Amok laufe?
Mir geht es gut im Moment, eigentlich ist fast alles wie immer. Selbst Themen wie Testament, Patientenverfügung, Vollmachten bringen mich nicht so recht aus dem Gleichgewicht - was sie vor ein paar Monaten noch geschafft haben. 
Vielleicht ist es das Beschäftigtsein, das hilft. Besser gemeinsam ein Testament schreiben, als an den Tag X denken? 
Dennoch eine komische Stimmung, die ich von mir so nicht kenne. Ich weine nicht, habe nicht das Bedürfnis zu schreien, kaum Panik, kaum Angst. Ich gucke nur zu.

Mittwoch, 7. September 2011

Planung

steht. Flugplatz, Datum, Uhrzeit. Kurzes Durchatmen jedes Mal, wenn wieder ein Fakt hinzukommt: 10.00 Uhr, da und da? Kein Problem, alles klar... aber es macht alles noch konkreter. Kein Traum, keine Änderung, kein Aufschub. Nein, es geht los. Kurze Beklemmung, einmal tief durchatmen, weiter machen.

Montag, 5. September 2011

Trübsinnen

Wieder ein Wochenende, ein Tag weniger. Die Zeit schrumpft so schnell und wir kommen doch nur selten dazu, sie gemeinsam, zweisam zu genießen.
Ich merke, dass meine hoch gehaltene Laune immer öfter einbricht. Ich ertappe mich beim Starren, Abschweifen und Trübsinnen. Ich versuche mich immer schnell zurück in die Gegenwart zu holen und den Moment zu genießen. Nur nicht zu sehr an den Abschied und die folgenden Monate denken...
Dann folgen wieder Phasen in denen ich ganz pragmatisch überlege, was wir noch alles erledigen müssen. In meinem Kopf erstelle ich Listen, was ich noch machen muss, an was ich während seiner Abwesenheit denken muss, was ich unbedingt jetzt noch erledigen und was er unbedingt noch tun muss. Reifenwechsel, Inspektion, Reparaturen am Haus, Termine, Versicherungen, Bank, Post, alles erneut durchgehen.
Wie erzählen wir es den Kinder? Was sollen wir sagen? Papa muss länger weg, er fährt weg, muss arbeiten, muss bei der Bundeswehr bleiben?
Dennoch gelingt es ganz gut, die Zeit noch zu genießen. Wir rücken näher zusammen und das ist ein sehr schönes Gefühl.

Samstag, 3. September 2011

Durchgesickert

Langsam sickert die Tatsache zu mir durch. Einsatz. Getrennt sein. Frau ohne Mann. Kinder ohne Vater. Allein. Monate, die wir nicht miteinander teilen werden können. Verpasste Zeit.

Hier allein, fällt es mir besonders auf. Mein gelegentlicher Wunschzustand - mal allein sein -  macht mir im Moment Angst. So wird es die nächsten Monate sein...und er wird nicht nach ein paar Stunden um die Ecke biegen und dich in den Arm nehmen oder dich mit irgendwelchem Blödsinn aufziehen. Alles in mir sagt, ich will das nicht, aber ich bin wie ein hypnotisiertes Kaninchen, das nichts tun kann gegen das was ihm geschieht.
Wie schwer es mir fällt, einfach zu ertragen!
Manchmal denke ich, ich würde lieber mit ihm tauschen. Wie wäre es ihn hier zurückzulassen?  Weg. Ablenken durch Arbeit, Angst und Alltag im Einsatz. Kein wirklich guter Tausch, aber lieber viel um die Ohren als hier zu viel Zeit zum Nachdenken?
So denke ich selten, aber ich frage mich trotzdem: Was ist leichter zu ertragen, gehen oder bleiben, verlassen oder verlassen werden?

...zu viel Zeit zum Denken...
...ganz schlecht!

Ich genieße jetzt besser die verbleibende Zeit zu viert. Und die Sonne. Endlich.

Nun also doch, aber anders

Nun geht es also tatsächlich los. Gestern kam die Nachricht. Zwei Wochen noch, dann wird er für Monate weg sein.
Erstmal Stille. Nach so langer Voreinsatzzeit fehlten mir ein wenig die Gefühle. Eigentlich war nur Leere da und auch heute ist die Tatsache, dass ich hier bald allein sitze, noch nicht recht bei mir angekommen. Ich hatte erwartet, dass es mich wieder einmal umhauen würde; dass ich erstmal versuchen müsste, damit klar zu kommen.
Im Moment ist da aber nichts. Gar nichts. Vielleicht bin ich es einfach leid zu warten auf etwas von dem ich weiß, dass es irgendwann sowieso kommen musste? Oder warten mein Herz und Hirn noch auf die nächste Planänderung?
Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass es anders ist als geplant und ich mich deswegen eigentlich ein wenig freuen sollte, trotzdem er nun Weihnachten nicht mit uns feiern wird.
Worüber soll man sich freuen, wenn man nur zwischen Pest und Cholera wählen kann?
Nein, ich freue mich nicht.