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Donnerstag, 17. Januar 2013

Team Heimat

Zugegeben, ich hab es ja nicht so mit der "Inneren Führung". Mein Verhältnis dazu ist, sagen wir mal, eher "spröde" und ich schätze mich glücklich, dass ich beruflich nichts damit zu tun haben muss. Und wahrscheinlich habe ich von dem ganzen Kram auch einfach keine Ahnung.

Umso gespannter war ich, als mir die Zeitschrift "if-Zeitschrift für Innere Führung" (Nr. 4, 2012) mit dem Titel "Team Heimat - Vereinbarkeit von Familie und Dienst" in die Hände fiel.

Ein paar Grußworte vom Brigadegeneral Alois Bach machen den Auftakt zum Themenschwerpunkt: Errungenschaften wie das Kinderbetreuungsportal und die Eltern-Kind-Zimmer werden unter der Überschrift "Vereinbarkeit von Familie und Dienst - Ein essenzielles Gestaltungsfeld der Inneren Führung" rühmend erwähnt. Neben Einsatznachbereitungsseminaren sollen auch Veranstaltungen zur politischen Bildung, Familienangehörigen zugänglich gemacht werden. Ich bin begeistert. Ich möchte aber nicht auf Linie gebracht werden. Die Vereinbarkeit von Dienst und Familie verbessert das auch nicht. Die bisherigen Maßnahmen sind bei mir übrigens auch noch nicht wirklich als Verbesserung angekommen. Aber alles schön und gut, auf so einer DINA4-Seite erfindet auch ein Brigadegeneral das Rad nicht neu.

Noch viel besser gefallen hat mir dann der Beitrag von Dr. Angelika Dörfler-Dierken. Überschrift: "Uniform oder Ehe? Beides! Die Vereinbarkeit von Familie und Dienst im Soldatenberuf ist möglich"
Schöner Titel, aber was dann folgt sind zwei Seiten über die Ehe als Menschenrecht (IF, S. 18-19) und anschließend (darüber kann ich mich immer noch begeistern) ein Vergleich der Situation von Soldaten und Wissenschaftlern. Zwischen beiden Berufsgruppen findet Dr. Dörfler-Dierken unglaubliche Ähnlichkeiten was die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft. Unglaublich! Bei Soldaten sind es u.a. die "um der Karriere willen notwendigen häufigen Wohnortwechsel, die feste Beziehungen erschweren." (IF, S. 20) Umkehrschluss, keine Karriere, keine Versetzung?

"Sowohl bei Wissenschaftlern wie auch bei Soldatinnen und Soldaten ist die Organisation des Lebens Privatsache." (ebd.) Das ist ja ganz was Neues. Wo bitte ist das nicht so? Im Knast?

"Auf Ehepartnerinnen oder -partner wird keine Rücksicht genommen." (ebd.) Und auf Familie auch nicht. Könnte aber. Und das heißt für mich nicht "Eltern-Kind-Zimmer" oder Online-Portal für die Fremdbetreuung von Kindern.

"Bei der Bundeswehr werden Eheschließung und Kinderverantwortung wohlwollend akzeptiert." (IF, S. 22) Auch so ein Satz, der mir Schüttelfrost bereitete.

"Einen Wettbewerb, der "Best Practices" der familienfreundlichsten Dienststellen prämiert - das würde ich mir wünschen." (IF, S. 23) Alles schön und gut, Frau Dr. Angelika Dörfler-Dierken, aber es ist ehrlich gesagt S***egal wie familienfreundlich eine Dienstelle ist, solange Soldat und Familie alle paar  Jahre quer durch Deutschland versetzt werden. Solange sich das nicht ändert (und das wird sich nicht ändern), ist und bleibt die Bundeswehr ein Arbeitsgeber der nicht familienfreundlich ist, von Soldatenangehörigen und -familien übermäßige Anpassung und von Ehepartner nicht selten die Berufsaufgabe verlangt, sofern halbwegs ein Interesse an einer funktionieren Familie vorhanden ist.
Zum Untertitel "Die Vereinbarkeit von Familie und Dienst ist möglich" konnte ich in dem Beitrag nichts finden. Hört sich allerdings gut an.

Der einzig überzeugende Satz in dem Artikel stammt von Hellmut Königshaus: Die Arbeitsbedingungen bei der Bundeswehr seien ursächlich für das Scheitern von Ehen und Partnerschaften.

Mit dem Artikel von Dr. Dörfler-Dierken hat der Themenschwerpunkt "Familie und Dienst" in dieser Ausgabe der Zeitschrift für Innere Führung auch schon wieder ein Ende.

Und zurück bleibe die Frage, was mir dieser Artikel sagen sollte.










4 Kommentare:

  1. Eigentlich schade. Wird wieder Papier schwarz gemacht, ohne eine Lösung zu finden. Kennen wir ja nicht anders :)

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    1. Ja, irgendwie habe ich zur Zeit auch das Gefühl, daran wird sich auch nie was ändern :(
      Liebe Grüße!
      Was macht der Babybär?

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  2. Wie komme ich an ein Exemplar dieser Satirezeitschrift? Zu gerne würde ich nach den von dir beschriebenen Ausschnitten einen Leserbrief verfassen.
    "'Bei der Bundeswehr werden Eheschließung und Kinderverantwortung wohlwollend akzeptiert.' (IF, S. 22) Auch so ein Satz, der mir Schüttelfrost bereitete." --> Man kann ja dankbar sein; stell dir vor, wir hätten unsere Ehen gegen den Willen des Dienstherren schließen müssen. Ui ui ui!
    Liebe Grüße!! ;)
    Die 80-Euro Reibe ;)

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    1. Hallo 80-Euro-Reibe! ;-)
      Der Artikel ist wirklich der Hammer. Eigentlich konnte ich nicht glauben, dass sowas tatsächlich gedruckt wird. Peinlich. Satirezeitschrift :-) Ich kann dir das gute Stück gerne kopieren und schicken, zum Aufregen ist das ganz hervorragend geeignet - ansonsten leider für nix.
      Die Autorin ist übrigens Wissenschaftliche Direktorin am Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr in Strausberg...
      *kopfschüttel*
      Ich wünsch dir ein schönes Wochenende und freu mich schon auf der 80-Euro-Gerät! :-)

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