Jonathan Schnitt ist ein Journalist aus Hamburg, der mit Unterbrechungen ein Gruppe von Panzergrenadieren des Standortes Munster auf ihrem Dingo in der Region Kunduz sechs Monate lang begleitet hat. Die Männer waren hauptsächlich außerhalb des Feldlagers unterwegs. Orte die genannt werden sind u.a. das PHQ Chahar Darreh, die Höhe 432, und die Orte Isa Khel und Nawabad.
Das Buch war für mich anfangs etwas holprig zu lesen. Sachlich nüchtern geschrieben. Irgendwie passt aber gerade dieser Stil. Männer, Soldaten, Krieg. Ich hatte den Eindruck, dass es gerade dadurch gut gelingt, die Stimmung und auch das Gefühl "Einsatz" zu vermitteln.
Genauso wie bei jedem Einsatz aus der "Heimatfrontsicht" blieb bei mir nach dem Zuklappen des Buches eine Distanz, die sich in etwa so anfühlt, wie die Kluft, die bleibt, wenn mein Soldat nach Hause kommt. Ganz verstehen, greifen oder mitfühlen kann ich die Einsatzwelt einfach nicht. Ich war nicht dabei.
Der Autor bemüht sich um Objektivität, refektiert diese und zieht abschließend das Fazit, dass es kaum möglich ist neutral zu bleiben, wenn man einen Trupp von Soldaten so nahe und so lange begleitet. "Es ist wie gesagt, eine Perspektive von vielen, die der deutschen Soldaten, die der Task Force Kunduz von Juli 2011 bis Januar 2012. Und innerhalb dieser ist es natürlich auch nur meine Perspektive. Nicht mehr, aber auch nicht weniger." (Jonathan Schnitt, S. 207-208)
Mir persönlich geht ein Satz nicht mehr aus dem Kopf, den ich immer wieder in mir drehe und wende: "Jeder der nach Afghanistan geht, mutet denen, die ihn lieben, genauso viel Krieg zu wie sich selbst." (Jonathan Schnitt, S. 144)
Mir gefällt das Buch, weil es in erster Linie dokumentiert und Bewertungen und Meinungen deutlich als solche kenntlich macht. Ich werde noch ein paar Tage darüber nachdenken müssen über diese Welt, die Jonathan Schnitt beschrieben hat und über das Ziel und den Preis dieses Einsatzes.
Am Di, 11. September 2012, 00.00 Uhr im NDR wir der zugehörige Dokumentarfilm "FOXTROTT 4 - Sechs Monate Afghanistan" (Erstausstrahlung) gezeigt.
Ich bin gespannt...
... und frage mich - wieder einmal - warum solche Filme unseren Mitbürgern anscheinend nicht zur normalen Sendezeit zugemutet werden können.
Wer vorher das Buch lesen möchte, hier ist der genaue Titel:
Jonathan Schnitt:
FOXTROTT 4
Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan
C. Bertelsmann-Verlag, München 2012