Seiten

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Camp Armadillo

Aus Ermangelung eines anständigen Fernsehprogramms am Wochenende habe ich mir den Dokumentarfilm "Camp Armadillo" von Janus Metz angesehen.
Der Film begleitet den sechsmonatigen Einsatz junger dänischer Soldaten in der Provinz Helmand in Afghanistan.

Wie auch "Foxtrott 4" kommt der Film ohne einen Voice-Over-Kommentar aus, einzig die Wortbeiträge der Soldaten und deren Angehörigen sind zu hören.

Der Film erzählt in eindrucksvollen Bildern von dänischen Jungs, die in den Krieg ziehen. Sie wollen Abenteuer und Gefahr, suchen den Kick, wollen sich beweisen und ihren Job machen.

Es gibt ergreifende Gespräche mit den Angehörigen und den Soldaten untereinander, aber eben auch die Seite "Krieg als Abenteuer", die bei den jungen Männern vorherrscht. Letzteres hat mich etwas schockiert. In meiner Naivität habe ich geglaubt dieses "Wir ziehen froh in den Krieg" wäre ein Gefühl oder eine Einstellung aus der Vergangenheit - bei mir besonders geprägt durch Bilder zu Beginn des 1. Weltkrieges. Ich fand es unglaublich, dass es das heute noch gibt und niemand den Jungs erzählt zu haben scheint, dass Krieg kein Abenteuerspielplatz ist. Aber wahrscheinlich ist das auch nur meine Sicht und diese basiert auch nur auf dem, was die Jungs vor der Kamera sagen und natürlich auf der Auswahl des Regisseurs.

Gespräche nach den Gefechten klangen in meinen Ohren wie Gespräche von Jungs, die gerade beim Computerspiel gewonnen haben. Aber gerade diese Gespräche zeigen, wie die Soldaten mit Kampfsituationen und ihren Feinden umgehen. Ich empfand sie zum Teil als abstoßend, roh und erschütternd. Aber ich denke, nur so geht es, das ist Krieg, und das zeigt der Film sehr eindrucksvoll. Aber es irritiert mich immer wieder, Soldaten über ihre Erfolge im Gefecht "prahlen" zu hören - das ist gerade in Deutschland ungewohnt und fremd oder gilt einfach zur Zeit als unkorrekt. Aber gerade diese Gespräche zeigen auf erschütternde Weise, wie der Krieg die jungen Soldaten verändert und, dass diese Kriegserfahrungen überhaupt nicht in unsere "heile" Welt hineinpassen. Mit bzw. in diesen beiden Welten zu leben, muss unglaublich schwer sein.
Ich glaube, ich kann mir jetzt besser vorstellen, wie schwierig es ist, nach dem Einsatz wieder Zuhause anzukommen.

Der Film hat mich aber auch darin bestärkt, dass Kriege zu führen eine zutiefst menschliche Angewohnheit ist und dass sich niemand Illusionen drüber machen sollte, dass das irgendwann einmal aufhört.

Der Film ist absolut sehenswert!








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen