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Freitag, 1. Juni 2012

Berufswünsche

Vor einiger Zeit habe ich erfahren, dass die Tochter eines Freundes bei der Bundeswehr angenommen wurde. Er freute sich, die Familie freute sich und ich konnte mir am Telefon nur auf die Zuge beißen, um nicht etwas Unpassendes zu sagen.
Wissen sie überhaupt, was das bedeutet?
Vielleicht sagen sie: Sie macht, was sie will und was sie liebt.
Für mich wäre das nicht wirklich ein Trost.
Wie kann man sich freuen, wenn die Kinder einen Beruf ergreifen, der sie in den Krieg schicken wird? Der sie zum Spielball irgendwelcher Politiker macht?

Trotzdem ich aus einer Soldatenfamilie stamme und mit einem wunderbaren Soldaten verheiratet bin, auf den ich sehr stolz bin, kann ich nur schwer verstehen, wie man heute freiwillig Soldat werden kann. Heimatschutz? Alles hübsch. Aber in der Welt herumgeschickt werden und anderer Leute Kriege führen? Für ein Land sterben, das nicht hinter seinen Soldaten steht? Für eine Regierung sterben, die ihrer Bevölkerung Krieg als humanitäre Hilfe verkauft? Einsätze mittragen, deren Sinn zumindest zweifelhaft ist?
Manchmal glaube ich, die letzten Kriege und das Leid was sie gebracht haben, sind für manche schon zu lange her.

Andererseits muss ich irgendwie auch bewundern, wer heutzutage dennoch Soldat werden und das alles auf sich nehmen will. Vielleicht ist das ein Grund für diese unglaubliche Loyalität dem Dienstherrn gegenüber, über die vor ein paar Tagen eine Blog-Nachbarin geschrieben hat?

Das hört sich mehr nach Friedensbewegung als nach Soldatenfrau an, naja, zumindest sehr zwiegespalten.

Mein Großvater würde sich im Grabe umdrehen und die heilige Barbara anrufen, denke ich...
Als Strafe werde ich sicher irgendwann meinem Sohn gegenüberstehen, der mir freudestrahlend erklärt, dass er endlich weiß, was er werden will...





3 Kommentare:

  1. Aber genau das wird doch auch den neuen Soldatenanwärtern "verkauft". Die Lockmittel der Bundeswehr sind: ein solide, gesicherte Arbeitsstelle, die Möglichkeit zu studieren oder eine gute Ausbildung zu machen (die hinterher keiner mehr braucht, weil die Soldaten total raus sind aus ihren eigentlichen Berufen -- siehe IT-Branche z.B.) und gaaaanz tolle Möglichkeiten der Berufswahl. (Das diese ach so tolle Berufswahl dann aber im Kampf eingesetzt wird... wenn Du so argumentierst wirst du mit sehr großen erstaunten Kinderaugen angeschaut.) Und das große Erwachen kommt dann nach der ersten Freude ganz plötzlich. Dann gibt es aber erstmal auch kein zurück mehr. Vielleicht muß man wirklich erst diese Ängste erleben um sie verstehen zu können und zu verstehen was alles an diesem Beruf dranhängt, vorallem für die Familien.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!!

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  2. Ich denke auch, dass die Wenigsten wissen worauf sie sich da einlassen und was das für ihr zukünftiges (Familien-)leben bedeutet. Und es ist ja nicht wirklich im Interesse der Bundeswehr, darüber ernsthaft aufzuklären. Nicht umsonst ist die Meldung mit der unglaublich hohen Scheidungsrate bei Soldaten wieder ziemlich schnell in der Versenkung verschwunden...

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  3. Heute habe ich einen Artikel in dem Magazin des Bundeswehrverbandes gelesen zu diesem Thema.
    Titel: "Jugendliche brauchen realistisches Bild vom Soldatenberuf" Seite 41.
    Dazu heißt es:" Empfohlen wurde daher, bei der Imagebildung Jugendlichen eine realistische Vorstellung vom Soldatenberuf sowie zivilen unternehmen Details über die quslifikationen ehemaliger SaZ zu vermitteln. (...)"

    Was allerdings in Bezug auf die "realistische Vorstellung zum Soldatenberuf" genau kommentiert wurde, darauf wird leider nicht genauer eingegangen.
    Wäre interessant gewesen...

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