Wie jedes Jahr war ich gestern zur Gedenkfeier am Ehrenmal unserer Gemeinde. Der Große war ebenfalls dabei, als sein Soldatenpapa einen Kranz für die Gefallenen ablegte.
Anders als in den Vorjahren war ich diesmal auch in der Kirche. Eine neue Pastorin hielt die Predigt und ich war angenehm überrascht. Natürlich erinnerte auch sie an die "Opfer von Gewalt" und wir sollten an einem solche Tag aller Opfern von Gewalt und Schreckensherrschaft gedenken, überall auf der Welt. Gut, dachte ich, das kann sie ja tun. Ich gedenke an einem solche Tag der gefallenen deutschen Soldaten, denn das tut sonst niemand.
Aber diese Pastorin erzählte auch von ihrem Urgroßvater. Sie hatte sein Soldbuch dabei und mit klaren Worten erzählte sie von den Schrecken des 1. Weltkrieges, aus dem so viele unserer Vorfahren schwer gezeichnet oder gar nicht zurückkehrten. Sie erzählte auch von ihrer Urgroßmutter, die nachdem ihr Mann gefallen war, ihre kleine Tochter allein großziehen musste.
Und schon war er da. Der Krieg. Ganz nah.
Auch unserer gefallenen Bundeswehrsoldaten gedachte sie und dafür war ich dankbar, das hatte ich aus dem Mund ihres Vorgängers niemals gehört.
Ich bin kein gläubiger Mensch und ich gehe nicht oft in die Kirche - aber es war gut, endlich einmal einen dem Tag angemessenen Gottesdienst zu erleben.
Im Anschluss folgte eine Gedenkfeier am Ehrenmal - übrigens auch das erste Mal, dass ich eine Pastorin dieses Wort aussprechen hörte, ihr Vorgänger nannte es "Mahnmal" - mit einer Ansprache des Bürgermeisters. Er sprach fast ausschließlich von unseren Soldaten der Bundeswehr. Und trotzdem seine Worte mich erschreckten, dankte ich ihm innerlich für seine Frage an die damit aufgerüttelten Umstehenden, ob wir die Gedenktafeln erweitern würden, wenn der erste Soldat aus unserer Gemeinde in Afghanistan fallen würde.
Schon war er da. Der Krieg. Ganz nah.