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Montag, 12. Dezember 2011

40er

So langsam werde die Tage überschaubar und mein Maßband ist auf knappe 50 Zentimeter geschrumpft. Das lässt hoffen, machte mich aber anscheinend so übermütig, dass ich am Wochenende mit einem Durchhänger zu kämpfen hatte. Unter 50 ist zwar schon etwas, aber auf einmal kam mir die Zeit über Weihnachten und Sylvester doppelt so lang vor wie der Rest. Vielleicht war ich ein bisschen voreilig: Ich dachte, jetzt ginge alles ganz schnell. Aber gerade dann kriecht die Zeit und selbst eine Stunde will hier nicht herum gehen.


Freitag, 9. Dezember 2011

Einkaufen

Es macht mir manchmal schon ein wenig Freude Psychologe zu spielen und mich selbst zu analysieren. Leider stoße ich dabei immer wieder an meine Grenzen und muss schlicht akzeptieren, was ich da beobachte. Heute gab es wieder Grund zu so einer kleinen Therapiestunde.
Ich habe heute zweierlei unternommen: Shoppen gegangen, was in meinem Fall "Beutezug" bedeutet und nichts mit dem profanen Einkaufen zu tun hat, was ich heute ebenfalls getan habe. Shoppen ist durchaus heilsam, wie ich immer wieder feststellen muss. Hilft über machen Frust hinweg, ebenso über die ganz heftigen Sehnsuchtsanfälle. Ersatzbefriedigung, nehme ich an.
Beim Einkaufen liegt die Sache anders. Beim stinknormalen Einkauf im Supermarkt kommen mir fast immer die Tränen. So blöd das ist, aber Lebensmittel einkaufen finden ich ohne meinen Soldaten ganz traurig. Wenn ich das hier schreibe, finde ich es einfach nur lächerlich. Dass ich die Leberwurst, die niemand außer dem Soldaten mag, im Regal liegen lassen muss, macht mich regelmäßig und schlagartig einsam. Ich breche an der Kasse nicht in Tränen aus, aber ich schleiche doch recht nah am Wasser gebaut durch die Gänge. Schon sehr eigenartig.
Vielleicht sind es einfach die Dinge, die wir häufig zusammen machen. Der konsumorientierte Beutezug des Mausohrs wird selten vom Soldaten begleitet. Das Einkaufen von Grundnahrungsmitteln schon.


Mittwoch, 7. Dezember 2011

Notfallkiste

Die Notfallkiste war eigentlich dafür gedacht, die Sehnsucht nach Papa zu stillen. In einer alten Holzkiste hatte mein Mann alle möglichen Bundeswehrdevotionalien, Werbegeschenke, Brustaufnäher, Verbandsabzeichen, Spielzeugpanzer und Co. deponiert. Falls die Sehnsucht unerträglich sein sollte - so war geplant - sollte Sohnemann sich etwas aus der Kiste nehmen dürfen. Nachdem Zwerg einmal in die Kiste geschaut hatte, war die Sehnsucht jeden Tag so groß, dass die Kiste innerhalb von 2 Wochen leergeräumt war.
Die leere Kiste stand dann zunächst herum. Spontan fiel mir ein, dass Knirps alle Dinge darin sammeln könnte, die er für Papa findet, bastelt, malt oder ihm schenken möchte. Dinge, über die Papa sich freut, wenn er wieder da ist. So habe ich das vor Kurzem in der Kinderfassung zum Besten gegeben. Der Knirps daraufhin: "Du kommst in die Kiste, Mama! Dann freut sich Papa!"

Dienstag, 6. Dezember 2011

2014

Eine Zahl, die seit vorgestern wieder in meinem Kopf herumspukt. 
2014 soll das Thema Afghanistan in irgendeiner Weise dem Ende zugehen. 
Wird es ein Ende geben? 
Werden keine Soldaten mehr entsandt werden? 
Werden keine Soldaten mehr sterben müssen, für ein Land, dass mir nichts bedeutet? 
Ein Ende des Einsatzes, der für mich kein Menschenleben wert ist und nie wert sein wird? 
Die Angst vorbei? 
Ich glaube es nicht.
Wenn nicht dieser, so werden andere kommen. 
Andere Einsätze, 
dieselben Ängste.

Samstag, 3. Dezember 2011

Advent

Morgen nun der 2. Advent. Komisches Gefühl. Immer noch fühle ich mich wie jemand der vor dem Schaufenster steht. Weihnachten und alles was dazu gehört ist dort zu sehen, aber ich komme nicht ran. Dabei habe ich bisher das volle Programm mitgenommen: Weihnachtsdekoration, Plätzchen backen, Weihnachtsmarkt, Kinderbelustigung mit Nikolaus, Weihnachtslieder gehört, Weihnachtsgeschenke gekauft. Ich finde das Ganze auch total gemütlich und besinnlich, aber es nagt doch zu sehr, dass da ein ganz wesentlicher Teil fehlt: Der Mensch, mit dem ich am liebsten Weihnachten feiere. Mein Mann.
Wenn ich ehrlich bin, freue ich mich nur aus dem Grund auf Weihnachten, weil wir dann schon fast 3/4 des Einsatzes geschafft haben. Naja, leuchtende Kinderaugen sind auch immer gut, aber ich befürchte diesmal werden Mamas Augen aufgrund erhöhtem Wasserstand mit ihnen um die Wette glitzern.
Ich werde versuchen mich weiterhin abzuhärten und morgen erneut Plätzchen backen und Weihnachtslieder üben. Was tut man nicht alles für die Kleinen.

Freitag, 2. Dezember 2011

In Zehnerschritten

zählt es sich ganz gut. Ich hangel mich von den 70ern zu den 60ern und nun so langsam in die 50er.   Von "Ain't no mountain high enough" von Diana Ross über "Leaving on a jetplane" von John Denver zu "Only you" von den Platters  - wenn ich es musikalisch beschreiben müsste.
Was wohl die 40er bringen werden? "White Christmas"?

Zur Zeit läuft das Leben an der Heimatfront recht geschmeidig, aber ich habe wie immer ein schlechtes Gefühl das zu schreiben und klopfe vorsorglich auf Holz. Wie ich gelernt habe, kann sich das Wohlgefühl recht schnell in das größte Chaos stürzen.

Die letzte Woche war schön. Ich hatte lieben Besuch und es tat gut, die Abende nicht allein zu verbringen und jemanden zum Reden zu haben. Gespräche mit Dreijährigen sind zwar auch ganz nett, aber Mutti braucht auch ab und zu ein wenig Abwechslung. ;)
Der erste Abend wieder allein stütze mich sogleich in einen Durchhänger, dem ich heute mit vollem Programm und wenig Zeit zum Nachdenken den Garaus machte. Alles wird gut.

Ich hoffe, das Wochenende lässt sich ertragen...
aber wird schon.
Es werden weniger, das ist die Hauptsache!





Rüstzeit

Ich war auf einer Familienrüstzeit! Da ich nicht unbedingt ein Kirchgänger bin, würde ich um Veranstaltungen aus dem Bereich Kirche in der Regel einen großen Bogen machen, aber diesmal war mir danach, ich wollte einfach einen Austausch mit anderen Soldatenfrauen und -familien.
Mit zwei Kindern ist ein Wochenende nicht wirklich entspannt, aber die Durchführenden haben sich alle Mühe gegeben die Knirpse zu betreuen. Basteln, Spielen, Malen  - das volle Programm. Wirklich klasse! Respekt!
Zum Thema Einsatz gab es Vorträge, Seminar und Gesprächsrunde. Im Vorfeld hatte ich mir nicht viel davon versprochen, wurde aber angenehm überrascht. Es tat gut, sich mit anderen auszutauschen, Tipps zu bekommen und Ideen weiterzugeben.
Einziger Wermutstropfen: Das Babyfon reichte nicht bis zur Kneipe. Ich hätte die Abende gerne in der Runde bei einem Bierchen genossen.
Naja, nächstes Mal bin ich schlauer, die Kinder älter und ich fahre allein!
Aber von hier aus noch einmal ein Dankeschön für diese klasse Veranstaltung!
Und bei der nächsten Rüstzeit bin ich wieder dabei - hoffentlich auch dann wieder von meinem Lieblingsstandort aus.