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Samstag, 4. Februar 2012

Wiedersehen


Schon morgens saß ich hier wie auf Kohlen und verfluchte den Umstand, dass der Flieger erst nachmittags landen sollte. Ich wollte einfach nur los. Keine Ablenkung mehr möglich. Am frühen Nachmittag sagte ich den Kindern, ich würde jetzt Papa abholen und fuhr endlich Richtung Flughafen. Mit dabei meine Schwägerin mit Freund, über deren Begleitung ich unglaublich erleichtert war. Allein wäre ich durchgedreht. 

Das Wiedersehen war dann etwas anders als ich es mir im Kopf vorgestellt hatte, aber nicht weniger schön. Die Bundeswehr, bzw. deren Flieger machte uns einen Strich durch die Rechnung, denn er kam zu früh. Wir tranken gerade Kaffee mit Blick auf die Landebahn, als der Anruf kam: „Ich bin schon da.“ Bis zur geplanten Ankunft wären noch gut 15 Minuten Zeit gewesen. Auf dem Weg kamen uns die ersten Heimkehrer mit ihren Angehörigen entgegen und ich war ein bisschen traurig, diesen Moment, in dem sie alle in die Halle strömen, verpasst zu haben. Andererseits war ich auch erleichtert, denn so blieb ihm und mir meine ganz große Freudenheulerei erspart. Suchend lief ich durch die Menge und da stand er: Mein Soldat. Wir nahmen uns in die Arme und ich war einfach nur glücklich. Alles begann von mit abzufallen. Anspannung, die ich bis dahin gar nicht körperlich wahrgenommen hatte, Angst im Nacken und die Verantwortung auf meinen Schultern.

Wir hatten im Vorfeld viel darüber spekuliert, wie es wohl sein würde, wenn die Kinder ihren Papa wieder sehen würden. Von Ablehnung bis Spontanumarmung konnten wir uns alles vorstellen. Was dann kam, übertraf alle uns ausgemalten Sentimentalitäten. Mein Soldat konnte kaum aus dem Wagen steigen, da flog ihm der Große um die Hals. Im Haus  kam ihm dann der Kleine entgegen, ungläubig auf ihn deutend, sagte er immer nur „Papa, Papa, Papa!“ und sein Gesicht strahlte. Von seinen zwei Helden umlagert, saß der Soldat die nächste halbe Stunden auf dem Fußboden. Abwechselt umarmt, ungläubig gerührt, geküsst und bestaunt. Und ich stand daneben und habe geweint - weil es so schön war. An diesem Abend kam der Soldatenpapa nicht einmal allein aufs Klo, ohne dass die Knirpse ihn begleiten wollten. Am nächsten Tag sah das dann schon wieder etwas anders aus, da Knirps Nr. 1 daran erinnert wurde, dass auch Papas Verbote aussprechen können. ;)

Ich fühle mich nun endlich wieder komplett und vollständig, nicht mehr so, als sei meine Flanke ungeschützt. Einerseits ist es so, als sei er nie fort gewesen, andererseits bin ich fast erstaunt, wenn ich morgens neben ihm aufwache. Und ich genieße das Einschlafen, wenn man sich müde aneinander kuschelt und ich mich einfach geborgen fühle. 
AMMM sagt in einem Video ihres Blogs  A Modern Military Mother's Blog , es sei als habe sie für die Dauer des Einsatzes ihres Mannes den Atem angehalten. Ich weiß jetzt wieder was sie meint. Diese unbewusste Anspannung lässt nach, als habe man die Luft angehalten und könne nun mit einem Ausatmen alles loslassen, rauslassen. Ich habe mich lange nicht mehr so entspannt gefühlt. Lange, viel länger als der Einsatz dauerte, habe ich die Luft angehalten. Heute fast genau ein Jahr - seit ich wusste, dass es wieder losgeht.
Ich hoffe, ich habe viel Zeit zum Atmen, bis zum nächsten Einsatz.

7 Kommentare:

  1. *Schnüff*

    Du schreibst so eingängig und schön und ich bin be- und gerührt.
    Das Gefühl, wenn die Last abfällt ist so befreiend!!
    Auch ich wünsche Euch ganz ganz viel Zeit zum atmen.
    Liebe Grüße!
    Muschel

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  2. ...einfach nur schön!! ;-D

    Geniesst es, liebe Grüße von Karlina

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  3. Schöööööön!

    Das es am Flughafen ganz anders als gedacht war, habe ich ja auch schon geschrieben, nur das es bei uns 1 1/2 Stunden früher war. Aber ich genieße jede Minute und bin sehr traurig, dass jetzt schon wieder das WE zu Ende geht. Ab morgen muss ich nämlich wieder arbeiten...

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  4. Ich mag deine Schreibweise sehr liebe Mausohr! Man kann sich richtig hineinfühlen und es muss wunderschön gewesen sein, als die Knirpse ihren Papa so belagert haben!

    Das steigert die Vorfreude auf meinen Mann nur noch mehr!

    Schreibst du denn weiter Blog oder ist hier erst einmal Schluss? Ich lese soooo gern hier von euch :)

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  5. Liebe Freyja,
    das werden sicher wunderschöne Momente, wenn ihr euch wieder habt! Langsam wird es ja auch Zeit loszuhibbeln!!! :)
    Ich werde weiter bloggen und schreiben, was so bei uns rund um Bundeswehr, Einsatz und Familie passiert. Ein paar Jahre haben wir mit der Firma noch vor uns ;) und der nächste Einsatz lässt leider auch nicht lange auf sich warten, so wie ich den Dienstherren kenne...
    Liebe Grüße!

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  6. Thanks for linking to my blog. I hope you can exhale again. The agony and the ecstacy.

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    1. Thank you so much, I love your blog!
      And yes, I can exhale again! :)
      He's back home. Save.
      My best wishes to you and your family!

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