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Freitag, 19. August 2011

Damals

In letzter Zeit muss ich häufig an meine Oma denken. Wie hat meine Großmutter die Kriegszeit erlebt und überstanden? Wie hat sie ertragen, ihren Mann gehen zu lassen mit dem Wissen, dass er vielleicht nicht wieder kommt?
Mein Großvater, 16. Panzerdivision, Artillerieregiment 16. Zunächst bei Stonne, dann mit seiner Einheit im Osten, Russland, Stalingrad. Mein Großvater hatte das Glück am Donbogen verwundet zu werden, sein kleiner Bruder nahm darauf seinen Platz ein, sie waren im selben Regiment. Er ging nach Stalingrad. Gefangenschaft. Tod.
Mein Großvater lernte während dessen meine Großmutter im Lazarett in Breslau kennen. Sie heirateten, 2 Kinder kamen noch während des Krieges zur Welt. Flucht aus Breslau Richtung Westen, dann in Hof in Bayern endlich ein Wiedersehen. Der Krieg aus, Neuanfang und Rückkehr in die Gegend von Bünde.
Und meine Urgroßmutter: Wie erträgt man es, seine beiden Söhne und seinen Mann in den Krieg gehen zu sehen? Wie kann man das Warten ertragen? Wie hat meine Uroma das ertragen? Sie hat es nie verwunden, dass ihr jüngster Sohn in Stalingrad blieb. Kann eine Mutter das überhaupt?
Meine eigenen Ängste kommen mir vor diesem Hintergrund ganz lächerlich vor.

Ist es tatsächlich damals einfacher gewesen, weil alle Frauen auch Soldatenfrauen oder Soldatenmütter  waren? Weil jede dasselbe durchmachte?
Oder haben sich alle nur zusammengerissen, um zu funktionieren, um sich keine Blöße zu geben? Hat man sich früher nicht so wichtig genommen mit seinen persönlichen Nöten und sah alles viel pragmatischer? Macht Krieg das?
Vielleicht von allem etwas...

Ich werde meine Oma einmal fragen.

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